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Reisebericht Wikingerkreuzfahrt Mai 2013 von F.-J. Seidel

Irgendwie suchte ich einen Schiffsurlaub im Norden. Hurtigruten bin ich schon gefahren und auch andere Strecken..
Was nun? Es sollte einmal etwas ganz besonderes sein.
Ich stöberte im Internet und gelang auf diese, von BE-Reisen angebotene Wikingerkreuzfahrt. Das Preis- Leistungsverhältnis war lt. Angebot ok.
Kurzum ich buchte die Reise. Färoer, Island das schien mir sehr verlockend. Dazu noch eine geführte Busreise, na das war doch mal was , auch besonders für mich , als Alleinreisenden.

Los ging es also am 18.5. früh morgens vom Betriebshof Minden.
Gut – es regnete, aber die gute Laune und die Freude auf die Reise war doch jedem hier einsteigendem Teilnehmer ins Gesicht geschrieben.
Ich will nun nicht die ganze Reise ausführlich dokumentieren, aber ein paar wichtige Punkte sind doch erwähnenswert.

Nachdem die Zustiege in Deutschland vorzüglich abgelaufen waren erreichten wir Dänemark.
Und – man glaubt es kaum – die Sonne kam bei Tagesanbruch gleich mit heraus und begleitete uns überwiegend in der ganzen Woche.

Wir erreichten Hirtshals bei strahlendem Wetter und die Überfahrt war angenehm, wie die gesamte Schiffsreise.
Glatte See mit gemäßigten Wellen (Eigentlich hatte ich mir diese Reise ausgesucht um auch mal in den Genuss von etwas stärkerem Seegang zu kommen), war nicht so. Super Betten – super geschlafen.

In Torshavn angekommen ging es gleich nach dem Frühstück, bei leichtem  Regen (!) los.
Der erste Ausflug über die Insel Stremoy zu einigen sehr schönen Aussichtspunkten, die  dann auch, bei stellenweise wolkenfreier Sicht, ihrem Namen alle Ehre machten. Hier möchte ich die hervorragende Reiseleitung durch Ingrid Gronert erwähnen. Wissenswertes über die Insel, Landschaft, Geschichte und Menschen hatte sie zusammengetragen und uns in feiner Manier präsentiert. Nie kam Langeweile auf, nicht nur, weil ja auch so viel zu schauen war.

Aufs Schiff. Die Norönna, der Smyril-Line. Um 14:00 Uhr verließ es den Hafen mit Kurs Island.
Was sagt das Wetter? Glatte See. Eigentlich einer Wikingerkreuzfahrt nicht würdig? Oder?
Ich habe mir sagen lassen, dass das Wetter anders geht und mit Rücksicht auf alle anderen Reise- und Expeditionsteilnehmer halte ich diese Wetterkonstellation für  angebracht.

Das leichte Wiegen des Schiffes ließ mich in der Nacht wiederum gut schlafen und so kamen wir am anderen Tag um 9:00Uhr pünktlich auf Island an. Im Hafen von Sedisfjördur machten wir fest und nach gutem Frühstück ging es los.
Auf ging es über einen Pass zum Mywatn See.

Viele Tiere, meist zweibeinige wie Vögel, Enten und Gänse säumten den Weg. Sie bevölkerten die Bäche und kleinen und größeren Seen entlang der Strasse.
Schafe und Island Pferde gesellten sich dazu. Auch größere, weiße Vögel mit langen Hälsen waren darunter.
Ingrid erklärte, dass es sich um Singschwäne handelt und zwar genau die mit ihren gelben Schnäbeln und  schwarzen Beinen.

So richtig hatte ich Ingrid aber nicht verstanden: Gänse mit langen Hälsen ? Schon war der Begriff „Langhalsgans“ geboren. Dieser sollte uns auch, lustigerweise, über ganz Island begleiten.
Ich sagte doch Anfangs: Die Stimmung war gut.

Über die Ringstraße fuhren wir zu den Attraktionen der Myvatn Region. Auf dem Programm standen unter anderem das Lava-Labyrinth Dimmuborgir, Schwefel- und Lavafelder, sowie die Pseudokrater und als Zuckerstück obendrauf besuchten wir noch den Godafoss. Einen spektakulären Wasserfall.
Es gibt zu wenig Worte um die überwältigenden Eindrücke zu beschreiben. Deswegen verzichte ich auch darauf. Man muss diese Insel Island selbst erleben. Rückkehr zum  Schiff und gemeinsames Abendessen im Restaurant. 

Der zweite Islandtag hatte es in sich. Das war Abenteuer pur. Nach dem Frühstück ging es auf die Ringstrasse, über den Pass Richtung Egilsstadir und genau ab knapp 650m Seehöhe ging es los.
Ganz überraschend kamen wir mitten im Winter an. Schnee und Nebel ohne Ende. Hier war Jürgen gefragt. Es war erstaunlich mit welcher Ruhe er den Bus über die verschneite Strasse lenkte. Selbst als er einmal stehen bleiben musste und die Weiterfahrt nur mit untergelegten Matten - dank Ingrid - gelang, blieb er die Ruhe selbst.
Manch einem im Bus blieb das Herz stehen beim Anblick dieser großen Naturgewalt. Waagerecht daherkommender Schnee und heftiger Wind machten aus dieser Fahrt ein Abenteuer. Ich fühlte mich nach Alaska versetzt, wo die LKW`s über Eisflächen rauschen. Jürgen, in seiner ruhigen Art, thronte nicht nur auf seinem Fahrersitz, sondern auch über all den Dingen, die das Bus fahren ausmachen. RESPEKT! 

Mir kam der Gedanke: Wenden geht gar nicht und wie kommen wir wieder zurück?
Das erlebten wir dann am Nachmittag.
Vorher aber war es erst einmal wichtig in Egilsstadir anzukommen. Geschafft.
Wir verließen den Pass und kamen durch einen kleinen „Wald“ ins Tal.
Kleiner Wald. Der Isländer sagt: „Wenn du dich im Wald verlaufen hast, so stehe auf und sieh nach wo du bist.“  Ja, so klein sind die Bäume – meistens.

Nun ging die Fahrt entlang dem Lögurinn See in die Region der Ostfjorde.
Phantastische Gegend, Eindrücke ohne Ende, Islandpferde, Kurzschnabelgänse, Singschwäne und vieles mehr. Und über allen stand die sogenannte
„Langhalsgans“. Eigentlich wäre es ein gutes Maskottchen für diese Reise. Spaß vorbei.

Jetzt kommt die Rückfahrt. Wieder über den Pass. Warten in Egilsstadir.
15:00 Uhr sollte es losgehen. Der Räumdienst war noch nicht da.
Ca. 15:30 Räumdienst unterwegs, ein riesiger Radlader mit große Schneeschieber begann den Aufstieg zum Pass.
16:00 Uhr, eigentlich sollte es nun losgehen, aber es hieß warten, warten, warten. Noch mal ein Gang zur Toilette, Kaffeetrinken und – plötzlich, gegen 17:00 Uhr kam von Jürgen das Zeichen zum Aufbruch. „Wir versuchen es,“ so hieß es, „aber - die haben nur bergauf gestreut.“ Nur bergauf? Na klar, aber von beiden Seiten des Berges.
Ab rund 60 Höhenmeter wurde es zum ersten Mal spannend. Ein PKW stand quer in einem Schneehaufen, Jürgen mit dem Bus links vorbei, im Schritttempo. Den Rückspiegel des PKW`s verfehlte er aber um maximal 2cm. - Leistung!
Weiter oben begegnete uns besagter Radlader und räumte die Strasse.  Der Wind blies den Schnee so heftig, dass wir den entgegenkommenden  Verkehr erst in Sichtweite unter 50 m sahen.  Das war schon einmalig.
Geschneit hatte es nicht mehr, aber der locker gefallene Schnee war für den Wind ein willkommenes Spielzeug, das uns die Sicht versperrte.
Jürgen fuhr vorsichtig weiter und wich einem im Schnee steckenden Fahrzeug aus, bei dem die Insassen wie Ameisen um das Auto wuselten.  Anschieben zwecklos. Ein weiteres Räumfahrzeug war kurz hinter ihnen und half – vermutlich -, denn wir konnten nicht helfen. Der Bus hätte dann große Probleme beim Anfahren gehabt.
Wahnsinn – Blauer Himmel und Schneetreiben, so kurz über dem Boden. Habe ich noch nicht erlebt.
Unser Busfahrer Jürgen, ich nannte ihn im Stillen den „Collani am Lenkrad“, meisterte diese spannende Strecke mit Bravour.
Wir waren alle erleichtert als wir wieder in tiefer liegende Gefilde kamen.

Als hätte der Himmel es so gewollt:
Auf den Resten der Schneedecke ging gemütlich durch den Wind stapfend ein Rudel Rentiere den Hang entlang. Es mögen so um die 2o Tiere gewesen sein. Ingrid ordnete einen Fotostopp an, wir standen mit dem Bus auf der mittlerweile geräumten Strasse und dazu noch bergab. Foto- und Filmkameras heraus, Bilder gemacht und schon ging es weiter talwärts zum Schiff.
Beim Abendessen und den Gesprächen an Bord ließen wir diesen schönen und spannenden Tag noch einmal Revue passieren. Island ist wunderschön. Alle vier Jahreszeiten an einem Tag, wo gibt es das schon?.
Bliebe eigentlich nur noch zu sagen, dass auf den Färoer-Inseln als Bonus noch eine kleine Rundfahrt zum ehemaligen Bischofssitz nach Kirkjuböur, dem kirchlichen und kulturellem Zentrum des Mittelalters auf den Färöer. unternommen wurde. Sehenswert.

Rückfahrt von den Färöer wieder bei glatter See.
Von Hirtshals nach Minden hatten wir schönes Wetter, fast, denn ab Hamburg hat es (natürlich) wieder geregnet.
Ich suchte einen besonderen Schiffsurlaub. Das ist gelungen.
Mein Dank gilt meinen netten Mitreisenden, Annette, Detlev und Manuel. Einen ganz besonderen Gruß und Dank an Ingrid und Jürgen Gronert.
Ich kann allen Interessenten diese Art des Reisens nur empfehlen.

Ahoi, 

Franz-Josef Seidel, Nordfahrer

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