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Reisebericht Mexiko 2016 von Oliver Gerhardt

Eine Rundreise durch Mexiko? Welche Sehenswürdigkeiten waren denn dort zu erwarten? Überrascht über dieses seltene Reiseziel hielt ich die Broschüre von BE-Reisen in der Hand. Den dort angegebenen Reiseverlauf mit Hilfe des Internets abgeglichen, war ich schlauer: Ausgrabungsstätten der Mayas, Städte im spanischen Kolonialstil und zum Schluß noch Chichen Itza, eines der „sieben neuen Weltwunder“ (laut einer weltweiten Internetwahl 2007). Das hörte sich doch interessant an. Die Reise fand dazu in einer Jahreszeit statt, in der es nicht so heiß sein sollte. Also, auf nach Mexiko.

27.02.2016 Anreise Hannover – Frankfurt – Cancun
Pünktlich nach 11 Stunden Flug trafen wir in Cancun ein. Die Ortszeit war 21.35 Uhr. Leider machten wir direkt bei den Einreiseformalitäten Bekanntschaft mit der Mentalität der mexikanischen Beamten: Zunächst wurden drei Reihen mit je zwei Zollschaltern gebildet, an denen jeder Einreisende sein im Flugzeug ausgefülltes Einreiseformular abgeben mußte. Unsere Gruppe hatte jedoch Pech in der Wahl seiner Reihe: Wir warteten schon eine ganze Weile, bis wir dran kamen und langsam ging es Richtung Schalter. Leider schien der Zeitpunkt ungünstig gewählt, denn ausgerechnet jetzt packten „unsere“ Beamten ihre Butterbrotdosen und Ihre Thermoskannen in ihre Taschen, schlossen ihre Schalter und gingen weg. Unsere - noch ganz gut gefüllte - Reihe ließen sie einfach stehen! So mußten wir uns an den anderen Reihen wieder ganz hinten anstellen und wurden als Letzte aus dem gesamten Flugzeug abgefertigt. Nach einem Abendessen fielen wir dann um Mitternacht endlich ins Bett.

28.02.2016 Tulum – Bacalar – Cenote Azul
Um 8.30 Uhr ging es dann los auf unserer Rundreise. Wir bekamen einen großen Bus mit 50 Sitzplätzen (bei 12 Teilnehmern), so daß sich jeder auf einer Sitzbank bequem machen konnte. Unser Reiseleiter „Memo“ begleitete uns auf der kompletten Rundreise. Unser erstes Ziel war die Ausgrabungsstätte Tulum. Tulum ist eine Tempelanlage direkt am Strand der Rivera Maya und wird von einer dicken Mauer umgeben. Die Stadt durften damals nur hohe Geistliche und Beamte betreten, für die normale Bevölkerung war die Stadt tabu. Der  „Tempel des Windes“ ist das bekannteste Bauwerk und sein Bild findet sich wohl in jedem Reiseführer wieder. Viele Leguane genossen - nicht nur hier sondern auch in den anderen Ausgrabungsstätten - auf den Steinen die Sonne und ließen sich nicht durch die Touristen stören. Unsere Fahrt ging weiter zur Festung San Felipe in Bacalar, in dem sich ein kleines Piratenmuseum befindet. Zum Abschluß fuhren wir in die Cenote Azul. Die Cenotes sind tiefe Erdlöcher oder Seen, in denen sich bei Regen das Wasser sammelt und die Menschen vor Ort mit Wasser versorgt, als natürliche Zisternen. Teilweise sind nur schmale Löcher in der Erde zu sehen, das Wasser sammelt sich dann in unterirdischen Höhlen, die teilweise miteinander verbunden sind. In der Cenote Azul konnten wir zur Abkühlung unsere Füße in das Wasser halten.

29.02.2016 Kohunlich – Becan – Chicanna
Heute standen drei Ausgrabungsstätten auf dem Programm. Zunächst ging es nach Kohunlich, eine Ausgrabungsstätte mitten im Wald gelegen. Da diese Ausgrabungsstätte abseits der Touristenströme liegt, waren wir die einzigen Besucher auf dem ganzen Gelände. Hier befanden sich, neben anderen Gebäuden ein Ballspielplatz und das „Gebäude der Masken“. Das Gebäude der Masken verdankt seinen Namen einem großen Treppenaufgang an dessen Seiten sich jeweils fünf Stuckmasken befinden. Auf dem Weg zum nächsten Ziel Becan mußten wir die Grenze von zwei mexikanischen Bundesstaaten passieren, und zwar von Quinta Roo in den Bundesstaat Campeche. Mexiko besteht aus 32 Bundesstaaten. Wenn man auf der Reise durch Mexiko in einen anderen Bundestaat muß, hält man – wie an einer internationalen Staatsgrenze – an einem Polizeiposten an und zeigt seinen Paß vor. Auch unser Bus blieb von dieser Maßnahme nicht verschont. In Becan waren wir ebenfalls ohne andere Besucher unterwegs. Auf diese Pyramide duften wir hinaufklettern (was wir auch wahrgenommen haben). Von oben genossen wir den tollen Ausblick auf die Ausgrabungsstätte und den umliegenden Regenwald. Auf unsere letzten Ausgrabungsstätte Chicanna liegen mehrere Gebäude auf dem Gelände verteilt, die wir in einem Spaziergang erkundeten. Unser Hotel am Ende des Tages war dieses Mal ein ganz besonderes Erlebnis: Anstatt eines Hotelkomplexes erwarteten uns einzelne Blockhütten, die im Wald verteilt standen.  Jede Zimmerbelegung (Einzel- oder Doppelzimmer) bekam eine Hütte zugeteilt. Diese Hütten besaßen keine Fenster mit Glasscheiben. Die Fenster und die größeren Öffnungen unter dem Dach waren stattdessen mit Fliegengitter geschützt, um ungebetene nächtliche Gäste (kriechende und fliegende) abzuhalten. Ein Moskitonetz unter dem Bett (das man auch benutzen sollte) rundete die abenteuerliche Nacht ab. Man hatte den Eindruck, mitten im Wald, unter freiem Himmel zu schlafen.

01.03.2016 Calakmul
Wir fuhren zum Nationalpark Calakmul. Mitten im Nationalpark befindet sich die weitläufige Mayastadt Calakmul. Vorher mußten wir jedoch umsteigen: In den Nationalpark führt nur eine enge 60-km-Piste, leider eine sehr anstrengende Anfahrt, die wir, verteilt auf einen PKW und einen Kleinbus (mit defekten Fahrwerk) bewältigen mußten. Besucher werden nur bis zum Besucherzentrum gebracht und müssen dann einen langen Fußweg bis zu den Ruinen machen. Calakmul war eine Metropole mit geschätzten 50-70.000 Einwohnern und die Ruinen stehen auf einem weitläufigen Gelände verteilt, so daß wir nur einen Teil besuchen konnten.

 03.03.2016 Campeche
Auf der Straße 180 fuhren wir heute Richtung Campeche. Erneut zogen kleine Dörfer mit streunenden Hunde und Frauen und Kinder, die am Straßenrand Obst verkauften, an unserem Busfenster vorüber. Bei Champoton sahen wir zum ersten Mal den Golf von Mexiko. In der Stadt hielten wir an, damit uns unser Führer Memo eine Markthalle zeigen konnte. Wir konnten uns ein wenig die Füße vertreten, bis es weiter nach Campeche ging. Die Stadt Campeche ist mit einer breiten Stadtmauer umgeben. Wir besichtigten ein kleines Museum, das in den Befestigungsanlagen untergebracht ist. Beim anschließenden Rundgang durch Campeche sahen wir zuerst die Innenstadt mit zahlreichen, in verschiedenen bunten Farben bemalten Häusern. Danach sahen wir noch einmal die Stadtmauern, das einem Ufo ähnelnden Verwaltungsgebäude des Bundesstaates Campeche und zum Abschluß die Kathedrale im historischen Zentrum.

 04.03.2016 Uxmal – Bootsfahrt Estero
Unsere Rundfahrt ging heute nach Uxmal. Vorher besuchten wir noch morgens die kleine Werkstatt "Alfredo" in der Sombreros gefertigt werden. Anschaulich wurde uns gezeigt, wie das Stroh aus dem Stamm einer bestimmten Palme mit Hilfe von Macheten abgetrennt wurde. Anschließend wurde das Stroh geflochten und mit Hilfe einer heißen Presse in die Form der Hüte gebracht. Uxmal war auf unserer Reise die erste touristisch geprägte Ausgrabungsstätte; hier sahen wir die typischen Souvenirshops und befanden uns vor Ort unter vielen anderen Besuchern. Wir gingen um die große Pyramide (das Hinaufklettern ist auf den großen Pyramiden verboten), sahen den Cuadrángulo de las Monjas, einem großen viereckigen Platz, an dem die Palastbauten inzwischen vollständig restauriert wurden. Wie an fast allen Ausgrabungsstätten befindet sich auch hier ein Ballspielplatz mit zwei steinernden Ringen an jeder Seite (ein paar Meter über dem Boden an der Mauer eingelassen). Leider sind die genauen Regeln der dort ausgetragenen Spiele nicht mehr bekannt, man weiß nur noch, daß ein Ball mit der Hüfte oder mit einem Bein durch die Ringe befördert werden mußte. Außerdem wurde nach dem Spiel eine der Mannschaften geopfert, es ist aber ebenfalls nicht überliefert, ob die Siegermannschaft oder die Verlierer geopfert wurden. Von einer Anhöhe genossen wir zum Abschluß den Blick auf die gesamte Ausgrabungsstätte. Bevor wir in Merida, unserem nächsten Übernachtungsziel, ankamen, stand noch eine Bootsfahrt auf der Mündung des Flusses Estero auf dem Programm. Aufgeteilt auf zwei Boote ging es hinaus zu einer Kolonie von Kubaflamingos. Vorher sahen wir noch zahlreiche andere Vögel und ein Krokodil. Auf dem Weg zurück zur Anlegestelle fuhren wir noch durch einen Mangrovenwald. Die Bootsfahrt war ein schöner Abschluß des Tages.

 05.03.2016 Merida – Franziskaner-Konvent in Izamal
Der Tag begann heute mit einem Rundgang durch Merida. Merida ist mit rund 1,2 Millionen Einwohnern (Ballungsraum) die größte Stadt auf unserer Rundreise. Wir gingen zunächst durch die Markthallen der Stadt und begutachteten die dort aufgehängten Hühner und Rinderhälften, auch lebende Tiere (Hühner, Kaninchen) kann man dort erwerben. Anschließend besichtigten wir das Museum „Casa de Montejo“. Das Museum war der Wohnsitz der Familie Montejo, bis die Familie das Haus 1978 dem Staat überließ, und kann seitdem mit seiner historischer Einrichtung besucht werden. Anschließend gingen wir in den Präsidentenpalast (Merida ist die Hauptstadt des Bundesstaates Yucatan), in das Parlamentsgebäude der Stadt und in die Kathedrale San Ildefonso. Am Nachmittag fuhren wir nach Izamal, einer ländlich gelegenen kleinen Stadt. Die historische Innenstadt wird von einem mächtigen, weitläufigen Franziskaner-Konvent überragt. 1993 besuchte sogar Papst Johannes Paul II. das Konvent. Von der Feuervogel-Pyramide hatten wir zum Abschluß noch einen Ausblick auf das Stadtzentrum, indem alle Häuser gelb angestrichen waren.

06.03.2016 Chichen Itza – Cenote Dzitnup
Zum Abschluß der Rundreise besuchten wir die wohl bekannteste Ausgrabungsstätte: Chichen Itza. Chichen Itza gilt als besonders ausgedehnter Fundort, außerdem sind die zahlreichen Bauten gut erhalten. Da unser Hotel ganz in der Nähe lag, waren wir morgens zeitig da und konnten Chichen Itza noch ohne den Andrang der anderen Touristen besichtigen. Selbst die Souvenirstände waren von den Verkäufern noch nicht aufgebaut worden. Wir bewunderten die die große Pyramide und die Schlangenköpfen am unteren Ende der großen Treppe, die Cenote (in der Menschen geopfert wurden), den Ballspielplatz, die Halle der tausend Säulen. Nachmitttags fuhren wir zu unserem letzten Hotel, einem Resort an der Rivera Maya.

 07.03.2016 und 08.03.2016 Rivera Maya
Für die letzten 1 ½ Tage war Erholung angesagt. Unser Resort, das All-Inklusive-Hotel Dreams Puerto Aventuras, liegt am Strand der Rivera Maya. Zum Hotel gehört außerdem noch ein Poolbereich, ein Theater mit Entertainmentprogramm und ein großes Außenbecken mit Delphinen. Die Delphine wurden von den Trainern täglich gefüttert, sozusagen als kleine private Show. Die Gäste können auf Wunsch auch mit den Delphinen schwimmen. Hinter dem Hotel lud ein Hafen (mit zahlreichen Segelyachten) zum Spazieren gehen ein, außerdem ein weiteres Resort mit Pools, in denen Delphine, Seelöwen und Seekühe schwammen. So genossen wir die letzten Tage in Mexiko in den schönen Restaurants des Hotels und sahen uns abends das Programm im kleinen Theater an (in dem ein witziger Alleinunterhalter, der uns an den deutschen Komiker Dirk Bach erinnerte, seine Show aus Stand-Up-Comedy, Feuerschlucken und Zaubern präsentierte). Nach Einbruch der Dunkelheit gab es am Strand eine Feuer-Show. Unsere Reise war damit schon zu Ende. Die Hotels waren (bis auf eine Ausnahme) sehr gut, besonders hervorzuheben natürlich das „Urwaldhotel“ in der Nähe von Chicanna. Die Eindrücke während der Fahrten, vor allem während der Fahrten durch das Hinterland abseits der üblichen Touristenwege und die witzigen Anekdoten von Reiseleiter Memo über das Leben in Mexiko und den Umgang mit der Polizei und mit anderen Beamten dort werde ich bestimmt nicht vergessen.

Es war schön, dieses Land zu entdecken und freue mich schon auf die nächste Reise.

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