Mittwoch, 24.04.2013
An diesem Tag konnten wir etwas länger schlafen. Um 9.30 Uhr starteten wir zu unserer Studientour durch Istrien mit unserer Reiseleiterin Iwanka, einer Kroatin. Sie wird uns bis Samstag täglich begleiten, uns die Region zeigen und uns mit Informationen über Land und Leute „zuschütten“. Iwanka ist 49 Jahre alt, wie gesagt Kroatin, sehr sympathisch und überaus gebildet. Auf dem Programm standen heute die Stadt Pula und der Limski-Kanal. Pula, eine Uni-Stadt, liegt an der südlichen Spitze Istriens und ist mit ihren 82.000 Einwohnern die größte Stadt Istriens. Pula ist eine typische Stadt aus der Römerzeit, in der das Leben pulsiert. Pula gehörte aber auch eine Zeit lang zu Österreich-Ungarn, die dort einen der modernsten Kriegshäfen Europas bauten. Heute liegen hier Yachten und Segelboote. Eine direkte Bahnlinie verband Pula mit der kaiserlichen Residenz Wien. Ein Spaziergang durch Pula ist wie eine Zeitreise, das römische Amphitheater, die engen mittelalterlichen Gässchen der Altstadt und die im Wiener Ringstraßenstil errichteten Bauten erzählen von der langen Geschichte der Stadt. Die Hauptsehenswürdigkeit und das Wahrzeichen der Stadt sind die gut erhaltenen und jetzt vorm weiteren Verfall geschützten Ruinen des römischen Amphitheaters aus dem 1. Jh. nach Christi. Das gut durchdachte und mit allen Raffinessen erbaute Amphitheater ist das sechstgrößte der Welt und wird heute noch für Open-Air-Konzerte und Opernaufführungen benutzt. Es wurde oft als Steinbruch missbraucht und entging nur knapp der Verfrachtung nach Venedig. Gut erhalten sind aber auch noch einige Stadttore. Dazu gehört das imposante Zwillingstor aus dem 2. Jh., das zum Archäologischen Museum führt, und das Herkulestor aus der Zeit von Kaiser Augustus. Von diesem Tor blickt ein bärtiger Herkuleskopf herab. Dann gibt es am Ende der Fußgängerzone den Triumphbogen , 31 v. Chr. errichtet nach der Seeschlacht von Actium. Der spätere Kaiser Augustus besiegte Marcus Antonius und Kleopatra. Der gut erhaltene Augustustempel am Marktplatz ist Zeuge der römischen Antike. Interessant ist auch das 1296 erbaute Rathaus. Aus der Jugendstilzeit stammt die aus Gusseisen und Glas errichtete Markthalle. Erholung findet man in den Felsbuchten an der Südspitze Istriens und um die Bucht von Medulin mit zahlreichen Hotels und Ferienanlagen. Der Limski-Kanal, auch Limfjord genannt, ist eigentlich eine Bucht, die fast 12 km in die unberührte wilde Karstlandschaft reicht. Die bis zu 150 m hohen schroffen und z. T. mit Höhlen durchzogenen und bewaldeten Hänge verleihen dem Fjord den Charakter eines Canyons. Hier wurden schon Wikinger- und Winnetou-Filme gedreht. Das türkisgrüne Meerwasser, das sich mit dem Süßwasser des Flusses Lim mischt, bietet ideale Bedingungen für die Zucht von Austern, Hummern und Muscheln. Mit einem alten Fischkutter genossen wir bei Sonnenschein eine ¾-Stunde lang eine Fahrt auf dem Kanal. Wir kamen auch an den Zuchtkäfigen vorbei. Eine zum Programm gehörende anschließende Schnäpschen-Runde sorgte für Stimmung im Bus. Vor dem Abendessen blieb uns noch etwas Zeit für einen Bummel zum kleinen idyllischen Hafen Rabac’s für kleine Besorgungen. An diesem Tag hatten wir schon viel von der Schönheit Istriens gesehen. Ich kann die Gegend sehr schlecht beschreiben. Man muss sie gesehen haben und verinnerlichen. Die Halbinsel Istrien im Norden Kroatiens hat eine Herz- bzw. Traubenform. Istrien hat ca. 220.000 Einwohner. Es ist ein sehr gebirgiges Land mit ausgedehnten Tälern, vereinzelten Häusern und kleinen Ortschaften. 42 % der gesamten Fläche besteht aus Wald. Ucka ist der höchste Berg mit seiner Spitze Vojak von 1401 m. Istrien und die Kvarner Bucht haben zusammen mehr als 1000 km Küste. Die Küste ist felsig und zerklüftet. Sie bildet ungewöhnlich schöne kleinere und größere Buchten, an denen sich die glasklaren Wellen an Kieseln und Steinen brechen. Bis ans Meer ragen die Eichen- und Kiefernwälder. Zusammen mit dem Blau des Himmels kann man hier greifbare, spürbare Natur erleben, die aber auch manchmal etwas rau sein kann. In der Kvarner Bucht befinden sich unzählige große und kleine Inseln und Inselchen (1185 Inseln insgesamt), von denen wir aber nur die „goldene“ Insel Krk besuchten. Von unserem Quartier in Rabac konnten wir auf die Insel Cres sehen. Den Brijuni-Nationalpark mit seinen 12 kleinen und den beiden größeren Inseln sichteten wir nur kurz vom Bus aus. Es ist das Urlaubsparadies für betuchte Urlauber. Die Region Istrien besteht aus drei verschiedenen Erdschichten. An der Küste bzw. in unmittelbarer Nähe findet man rote Erde. Sie ist reich an Eisen und Eisenoxiden. Sie ist aber auch sehr steinreich. Zum Landschaftsbild gehören kleine weiße Steinmauern, die die mit Sträuchern und kleinen Bäumchen bewachsenen Grünflächen durchziehen. Hin und wieder findet man auch noch eine kleine Steinhütte, ein Kazun, das als Schutzhütte für Mensch und Vieh diente. Im Landesinneren ist die Erde grau, bestehend aus Sand und Lehm (schwer zu bearbeiten). Und dann gibt es noch das gebirgige, das weiße Istrien. Es ist geprägt von weißem Kalkstein, dem „Karst“. Der Tourismus hat die Landwirtschaft weitgehend abgelöst. Angebaut werden in der grauen Erde Oliven und Wein. Das mediterrane Klima lässt exotische Kräuter und Früchte gedeihen. Auch gibt es keine Viehzucht wie in Deutschland. Man sieht in Istrien Ziegen, Schafe, Esel und Hühner, aber keine Kühe. Ein Erwerbszweig ist außerdem der Fischfang. Die Landessprache Istriens ist kroatisch und italienisch. Viele Einheimische, vor allen Dingen in den touristischen Zentren, verstehen deutsch. Wie uns unsere Reiseleiterin sagte, sind wir Deutschen besonders gern gesehene Gäste. Istrien ist und war schon immer überdies sehr westlich orientiert. Istrien bzw. Kroatien hat eine bewegende Geschichte. Bereits die Römer waren hier zu Hause. Im Laufe der Jahrhunderte gehörte Istrien auch zu Italien, Österreich-Ungarn, Jugoslawien. Erst seit 1991 nach dem Bosnien-Krieg, ein Glaubenskrieg – Multi-Kulti-Bevölkerung - gibt es den unabhängigen Staat Kroatien, der im Juli dieses Jahres zur EU kommt. Die kroatische Bevölkerung sieht dem mit gemischten Gefühlen entgegen. Die Mehrheit ist allerdings darüber auch nicht aufgeklärt. Der Großteil der Bevölkerung trauert Tito hinterher, der die Bosnischen Staaten zusammengehalten hat und bei dem es dem Einzelnen gar nicht so schlecht ging. Der heutige Durchschnittsverdienst beträgt lt. unserer Reiseleiterin 650 €, ein Rentner bekommt ca. 300 €, wobei die Lebenshaltungskosten dem unseren angepasst sind. Da rücken die Familien näher zusammen. Über 90% haben allerdings Wohneigentum, auch Ferienwohnungen als Zusatzeinkommen. Die Mehrwertsteuer ist 25 %. Die Währung ist der Kuna. Der Kurs schwankt, 1 € = ca. 7,6 – 8 Kuna. Die Handelsketten Lidl, Aldi, Spar und dm sind in dieser Region keine Fremden mehr.
Donnerstag, 25.04.2013
Um 8.30 Uhr werden wir am BE-Bus erwartet. Auf dem Programm steht der Besuch der Insel Krk in der Kvarner Bucht und ein Stopp im mondänen Badeort Opatija. Natürlich ist auch Reiseleiterin Iwanka wieder mit an Bord. Mit ihrem enormen Wissen und ihrer quirligen Art begeistert sie uns Reisenden. Wir staunen über die gut ausgebauten Autobahnen und auch Landstraßen sowie über die enorme Sauberkeit sowohl auf den Straßen wie auch in den Städten. Das betrifft auch unsere Hotelanlage. Es liegt auch kein Abfall irgendwo herum. Zwei Brückenbögen mit Spannweiten von 390 und 244 m verbinden die 405 qkm große Adria-Insel Krk mit dem Festland. Krk wird aufgrund des milden mediterranen Klimas, günstiger geographischer Lage sowie Natur- und Kulturvielfalt die „goldene Insel“ genannt. Nur 30 Kilometer trennen die Insel Krk von der Stadt Rijeka, dem Transit-, Geschäfts-, Handels-, Universitäts- und Kulturzentrum der Kvarner Region. Durch Rijeka führte auch unser Anfahrtsweg zur Insel Krk. Die Brücke muss allerdings bei starkem Wind, dem Boa-Wind, gesperrt werden. Der Wind ist so aggressiv, das auch Flugzeuge nicht landen können und an der Ostküste von Krk die Vegetation keine Chance hat. Krk ist ein beliebtes Ferienziel. Heute hat die Insel sieben Hauptzentren, die wichtigste unter ihnen ist die Stadt Krk. Sie ist das administrative, religiöse und wirtschaftliche Zentrum der Insel mit wichtigen kulturhistorischen Stätten. Iwanka zeigte uns die interessantesten Punkte der Stadt. Vom Bus aus konnten wir auch das zur Krk gehörende Inselchen Kosljun sehen, auf dem sich nur ein Franziskanerkloster befindet. In unmittelbarer Nähe von Kosljun liegt das Örtchen Punat, eines der größten nautischen Zentren Kroatiens, aber auch das wichtigste Zentrum für Olivenanbau auf der Insel. Ein weiterer Punkt des Tages war die Besichtigung des mondänen Badeortes Opatija, am Fuße des Berges Ucka gelegen. Dank hervorragender Klimabedingungen aufgrund der geografischen Lage wurde die „Riviera Opatija“ zum beliebten Urlaubsziel. Prachtvolle Villen, Blumenalleen und eine einzigartige, der Küste entlang verlaufende Promenade mit Yachthafen sind schon etwas Besonderes. Die mit mächtigen Königspalmen, Oleander, Magnolien sowie zahlreichen duftenden subtropischen Gewächsen beeindruckenden Parks tun ihr übriges. Auch Mammutbäume und Himalaya- Zedern gedeihen hier. Die Ursprünge des Fremdenverkehrs gehen auf das Jahr 1844 zurück, als der wohlhabende Kaufmann Higinio Scarpa aus Rijeka die nach seiner früh verstorbenen Frau benannte Villa Angiolina als Sommerfrische erbaute. Wir ließen uns in Opatija bei herrlichem Sonnenschein auf der Terrasse eines 5-Sterne-Hotels direkt am Meer einen Cappuccino schmecken. Dann ging’s über die Küstenstraße zurück zu unserem Hotel. Eine phantastische Route durch tolle Gegenden mit wundervollen Ausblicken. Leider konnten diese Momente während der Fahrt fotografisch nicht festgehalten werden. Wir kamen recht spät zurück und hatten keine Lust mehr, nach dem Abendessen das Tanzbein zu schwingen. Fast täglich war dies im Hotel möglich.